Die PCH2A ist eine sehr seltene Erkrankung. In Deutschland kommt auf ca. 100.000 Geburten ein erkranktes Kind.
Vererbung
Die menschliche Erbinformation (DNA) befindet sich “aufgeräumt” in sogenannten Chromosomen in der Zelle. Jedes Chromosom gibt es doppelt in jeder menschlichen Zelle (mit Ausnahme des X-Chromosoms bei Männern). Auf den Chromosomen sind unsere Erbanlagen in Form von Abschnitten (Genen) gespeichert. Das heißt, dass es jedes Gen doppelt gibt, einmal auf dem einen, einmal auf dem anderen Chromosom. Bei der PCH2 tragen die Eltern auf jeweils nur einem ihrer doppelten Chromosomen eine entsprechende Genveränderung (Mutation). Das jeweils andere Gen ist unverändert.
Ihren leiblichen Kindern vererben Eltern jeweils eines ihrer Chromosomen. Das heißt, jeder Mensch trägt eines vom Vater und eines von der Mutter in sich.
Die PCH2 wird autosomal-rezessiv vererbt, das heißt, dass die Erkrankung nur dann auftritt, wenn die Veränderung auf beiden Chromosomen, also in beiden Kopien des betroffenen Gens vorliegt. Menschen mit nur einer betroffenen Kopie erkranken nicht, sind aber Überträger der Erkrankung.
Geben Eltern, die die Veränderung für PCH2 in sich tragen, jeweils das Chromosom mit der genetischen Veränderung (Mutation) an ihr Kind weiter, so hat das Kind zwei veränderte Gene (dies nennt sich homozygot), was zur Erkrankung an PCH2 führt. Gibt nur ein Elternteil das veränderte Gen, der andere aber sein gesundes an das Kind weiter, so erkrankt das Kind nicht an PCH2. Es selbst ist in diesem Fall aber ebenfalls ein Überträger (dies nennt sich heterozygot) und kann die Veränderung wiederum an seine eigenen Kinder vererben. Geben beide Eltern das jeweils gesunde Chromosom an ihr Kind weiter, so ist das Kind gesund und kein Überträger.
Rein rechnerisch ergibt sich also bei Eltern, die jeweils ein verändertes Gen in sich tragen, ein Risiko von 25%, ein an PCH2 erkranktes Kind zu bekommen. 50% ihrer Kinder werden heterozygote Überträger sein, ohne an PCH2 zu erkranken und 25% ihrer Kinder erben keine Mutation.
Im Jahr 2008 wurde die auslösende Mutation für die PCH2A gefunden. Es handelt sich um eine Veränderung im TSEN54-Gen auf Chromosom 17q25. Bei den meisten europäischen Erkrankten handelt es sich um die Mutation 919 G˃T, p.Ala307S.
Hierdurch wurde es möglich, in betroffenen Familien bereits vorgeburtlich durch eine molekulargenetische Untersuchung festzustellen, ob das Ungeborene an PCH2A erkrankt ist oder nicht.
- Budde BS, Namavar Y, Barth PG, Poll-The BT, Nürnberg G, Becker C et al. tRNA splicing endonuclease mutations cause pontocerebellar hypoplasia. Nat Genet 2008; 40(9):1113–8
- Namavar Y, Barth P G, Kasher P R, van Ruissen F, Brockmann K, Bernert G, Writzl K, Ventura K, Cheng E Y, Ferriero D M, Basel-Vanagaite L, Eggens V R, Krägeloh-Mann I, De Meirleir L, King M, Graham J M Jr., von Moers A, Knoers N, Sztriha L, Korinthenberg R, Dobyns W B, Baas F, Poll-The B T (2011) Clinical, neuroradiological and genetic findings in pontocerebellar hypoplasia. Brain 134(Pt 1): 143-156