Verstopfung (Obstipation)

Verstopfung (Obstipation)

Von Verstopfung (medizinischer Fachbegriff: Obstipation) spricht man, wenn die spontane Stuhlentleerung zu selten stattfindet oder stark erschwert ist. Dies geht meist mit einem harten Stuhlgang und Schmerzen bei der Entleerung einher, hinzu kommen Bauchschmerzen und Blähungen.

Situation bei PCH2-Kindern

Verstopfungen sind bei Kindern mit PCH2 ein häufiges Problem. Gründe hierfür können in der mangelnden Bewegung, der zu geringen Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffarmen Ernährung, Einnahme von Medikamenten aber auch in bisher nicht bekannten medizinischen Ursachen und Zusammenhängen liegen. 

Die Aufrechterhaltung der regelmäßigen Darmtätigkeit stellt eine Herausforderung in der Pflege der an PCH2 erkrankten Kindern dar und wirkt sich unmittelbar auf ihr Wohlbefinden aus, da sie unter den oben genannten Beschwerden meist stark leiden. Häufig ist hierzu ein regelmäßiges medikamentöses Abführen notwendig.

Therapie

Zur Therapie stehen neben Hausmitteln wie der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und Ernährung mit stuhlauflockernden Nahrungsmitteln sowohl orale als auch rektale Abführmittel (Laxantien) zur Verfügung. 

Zu denoralen Laxantien zählt beispielsweise Macrogol (Movicol®, Laxbene®, Kinderlax®), welches zum Weichhalten des Stuhlganges beiträgt. 

Rektale Laxantien sind Klistiere (Einläufe) wie Microklist® oder Mikrolax® oder Zäpfchen wie Lecicarbon ®. Auch regelmäßige Einläufe aus einem 1:1 Gemisch aus Neutralöl und Glycerol können helfen.

Einige Eltern berichten, dass ihre Kinder aufgrund des Unwohlseins und der mit der Verstopfung einhergehenden Schmerzen auch teilweise Schmerz- oder Beruhigungsmittel benötigen.

Auch wenn Verstopfungen bei Kindern mit PCH2 häufig vorkommen, sollte stets abgeklärt werden, ob ihnen eine anatomische oder anderweitige kausal behandelbare Ursache zugrunde liegt.

Tipps zum Ausprobieren

  • Auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Ernährung achten (z.B. bei Sondennahrung auf den Zusatz „fibre“ achten).
  • Stopfende Nahrungsmittel meiden.
  • Stuhlauflockernde Nahrungsmittel sind: Birne, Pflaumen, Apfelmus, Molke.
  • Stuhl möglichst weich halten durch Macrogol.
  • Sanfte Bauchmassagen.
  • Ggf. regelmäßiges medikamentöses Abführen in Rücksprache mit dem Kinderarzt.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Daten aus der Literatur

  • Weber P. (2013) beschreibt in seiner Abhandlung „Das behinderte Kind“ ausführlich zahlreiche gastroenterologische Probleme von behinderten Kindern, u.a. das häufige Vorkommen von Obstipation (Verstopfung).

Natural History Study von 2014

Bei 19 von 33 Kindern trat ab einem durchschnittlichen Alter von 2 Jahren eine Obstipation auf. Diese blieb im Verlauf der Erkrankung bestehen. Bei 15 der 19 Kinder mit dem Symptom Obstipation war ein regelmäßiges (mehr als 2x wöchentliches) medikamentöses Abführen notwendig. Hierfür häufig verwendete Medikamente waren Lecicarbon-Suppositorien, Klistiere wie Microklist oder Babylax und Movicol.

Natural History Study von 2023

Eine Obstipation trat in 31 von 53 Fällen ab einem mittleren Alter von 2 Jahren auf. Lediglich in 4 Fällen verschwand die Obstipation im Laufe der Zeit wieder. 22 Kinder erhielten mindestens ein orales Abführmittel, am häufigsten Macrogol ( zumeist als Dauermedikation). 28 Kinder erhielten mindestens ein rektales Abführmittel (zumeist Microklist/ Microlax oder Lecicarbon). Außerdem benötigten die meisten Kinder Unterstützung beim Absetzen des Stuhls in Form von rektaler Stimulation.

Dieser Eintrag wurde nach bestem Wissen aufgrund berichteter Erfahrungen von Eltern betroffener Kinder verfasst. Zusätzlich wurden aktuell verfügbare Daten aus der Studie zum natürlichen Verlauf der PCH2 von 2014 und 2023 und der allgemeinen medizinischen Literatur eingearbeitet. Er ersetzt nicht eine ärztliche Konsultation. PCH2cure übernimmt diesbezüglich keinerlei Haftung.

  • Weber P (2013) Das behinderte Kind. Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. 721-9
  • Natural History Study von 2014: Frölich S. Natürlicher Verlauf der Pontocerebellären Hypoplasie Typ 2 [Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin] Tübingen: Eberhard-Karls-Universität; 2014
  • Natural History Study von 2023: Kuhn A L. Gastrointestinale Symptome, Ernährung und Gedeihen bei Pontocerebellärer Hypoplasie Typ 2 A [Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin] Freiburg im Breisgau: Albert-Ludwigs-Universität; 2023

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